„Und dann der Regen (También la lluvia)“, Mexiko, Spanien, Frankreich 2010. Regie führte die Spanierin Icíar Bollaín.
Inhalt:
Ein Filmteam will in den Urwäldern um Cochabamba/Bolivien einen Film über die ersten Begegnungen zwischen Spaniern, den Conquistadores, und den Einheimischen um das Jahr 1500 drehen und gerät dabei in den Kampf der überwiegend indigenen Bevölkerung gegen die Privatisierung der Wasserversorgung durch IWF/Weltbank/bolivianischem Diktator und multinationalen Konzernen. Bekanntlich haben diesmal die normalen Menschen gesiegt und nicht das Geld (2000 post Christum natum).
Der Film zeigt den Betrug der Christen – die Spanier können kaum ei-nen Satz ohne phrasenhaft pathetischen Bezug auf Mohammed, Verzeihung, auf Jesus sagen – an den Indigenen, zeigt deren (ziemlich erfolglose) Zwangschristianisierung und deren grenzenlose Beraubung und, als sie sich wehren, deren Folterung und Ermordung. Dabei gehen die Christen so grausam vor, teilweise mit den selben Methoden, wie der Islamische Staat heute. Bevor die widerständigen Indígenas unter aktiver Beteiligung des christlichen Klerus lebendigen Leibes verbrannt werden, wird ihnen von einem zynischen Priester ein Kreuz vor die Augen gehalten, mit der Aufforderung, sich jetzt, in der Stunde ihres Todes, zu Christus zu bekennen, um in den Himmel zu kommen. Schon von Rauchschwaden der Vorfeuer für die Fackeln umgeben, fragt der Häuptling den Priester, ob die Christen in den Himmel kämen. „Ja, wenn es gute Christen sind.“ „Dann will ich nicht in den Himmel kommen“, antwortet der junge Häuptling.
Diese Szene ist durch den Augenzeugen Bartolomé de las Casas überliefert. Auch sonst sehr viele echte historische Quellen, so die Tagebücher von Columbus und die berühmte Denkschrift des Paters Bartolomé de las Casas an Kaiser Karl V. Auch die beiden im Film nachgespielten Adventspredigten des Paters Antonio de Montesinos von 1511 sind wörtlich überliefert.
Der Film mutet uns einige Grausamkeiten der Christen zu (Abhacken von Körperteilen, Bluthunde der Spanier zerfleischen die Babys der Indígenas, …). Ich musste sofort an den IS, die Wahhabiten etc. denken. Und an den Hochmut und die Heuchelei der Christen mit ihrer christlich-abendländischen Wertegemeinschaft.
Die spanischen Christen haben es ja dann geschafft, fast den ganzen südamerikanischen Kontinent zu entvölkern. Das waren Katholiken. Die Protestanten entvölkerten im Namen Christi Nordamerika, effiziente Arbeitsteilung. Davon kann der IS noch viel lernen.
Anhang:
„Hatuey dachte ein wenig nach und fragte dann, ob Christen in den Himmel kämen. Der Mönch sagte: ja, wenn es gute Christen sind. Darauf sagte der Kazike ohne weiteres Nachdenken, dann wolle er nicht in den Himmel, sondern in die Hölle, nur um derartige grausame Menschen nicht sehen und mit ihnen zusammen sein zu müssen.“
Bartolomé de Las Casas
Am vierten Adventsonntag 1511 hielt der Dominikaner Antonio de Montesinos in der Kirche von Santo Domingo die so genannte Adventspredigt, den Sermón en defensa de los indios. Die anwesenden spanischen Kolonisatoren fragt er:
„Mit welchem Recht und welcher Gerechtigkeit haltet ihr diese Indios in einer so grausamen und schrecklichen Knechtschaft? Mit welcher Befugnis habt ihr diese Völker blutig bekriegt, die ruhig und friedlich in ihren Ländern lebten, habt sie in ungezählter Menge gemartert und gemordet? Ihr unterdrückt sie und plagt sie, ohne ihnen zu essen zu geben und sie in ihren Krankheiten zu heilen, die über sie kommen durch die maßlose Arbeit, die ihr ihnen auferlegt, und sie sterben – oder besser gesagt: ihr tötet sie, um Tag für Tag Gold zu gewinnen.“
Adventspredigt
In der Folge gab es aus dem Dominikanerorden weitere kritische Stimmen zur Conquista. Ferdinand II. berief 1512 eine Junta zur Vorbereitung der Leyes de Burgos ein. Zwei der dort vorgetragenen Meinungen sind durch Bartolomé de las Casas überliefert.
Die eine Meinung stammt von Bernardo de Mesa, der die Massenversklavung der Indígenas mit Aristoteles rechtfertigte und ihnen kollektiv einen Mangel an Verstand und Klugheit unterstellte:
„[…] yo creo que ninguno de sano entendimiento, podrá decir que en estos indios no haya capacidad para recibir la nuestra fe y virtud que baste para salvarse y conseguir el último fin de la bienaventuranza. Mas yo oso decir que hay en ellos tan pequeña disposición de naturaleza y habituación, que para traerlos a recibir la fe y buenas costumbres, es menester tomar mucho trabajo, por estar ellos en tan remota disposición, y dado que reciban la fe, la naturaleza dellos no les consiente tener perserverancia en la virtud […]“
„Ich glaube, dass niemand mit gesundem Verstand sagen könnte, dass bei diesen Indios keine Fähigkeiten bestünden, um unseren Glauben und unsere Tugend zu empfangen, in ausreichenden Ausmaß, um die Glückseligkeit zu erreichen. Ich wage aber zu behaupten, dass in ihnen von Natur und Gewohnheit her so wenig Veranlagung vorhanden ist, dass um sie zur veranlassen, den Glauben und die guten Gewohnheiten anzunehmen, viel Arbeit vonnöten wäre, weil ihre Bereitschaft so fern ist, und selbst wenn sie den Glauben annehmen, ihre Natur es nicht erlaubt, beständig zu sein.“
(Übersetzt von einem Freund.)
Die andere, ähnliche Position wurde von Gil Gregorio vorgetragen. Dieser bezeichnete die Indios als „sprechende Tiere“. Beide stimmten überein, dass es sich bei den Indígenas um „inferiore“ Menschen handele.
(Zitate aus Wikipedia)